Wir feiern das Jubiläum der SV Arminia

Fussball bewegt

Dank der sportlichen Schülerschaft des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums reicht die Gütersloher Fußballgeschichte weit zurück. Der Gymnasial-Spielverein spielte bereits im 19. Jahrhundert Fußball. Im „normalen“ Vereinsleben nahm der neue Sport aber lange nur eine Nebenrolle ein. Unsere aktuelle Sonderschau leuchtet die vielfältige Vereins- und Fanlandschaft in der Dalkestadt aus, widmet sich aber auch der landesweiten Entwicklung des Fußballs zum deutschen Volkssport Nr. 1 mit allen Höhen und Tiefen.

In der „Fanmeile“ im unteren Ausstellungsraum bleibt neben allerlei Trikots und Fanartikeln aus dem Gütersloher Fußballleben auch noch Platz für Torwand und Kickertisch. Beste Unterhaltung also für kleine Kickerinnen und große Geschichtsinteressierte! Die Ausstellung „Fußball beweGT“ geht bis zum 3. März. Das Museum ist mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder.

100 Jahre SVA - 100 Jahre Fußball in Gütersloh. Reinhard Mainka, Gütersloher Kreisvorsitzender des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen e.V. (FLVW), überreicht den Vorstandsmitgliedern des FCG, Hans-Herrmann Kirschner und Frank Neuhaus, im Auftrage des DFB die zugehörige Ehrenplakette und das "Westfälische Flachgeschenk", damit auch die Schrauben bezahlt werden können, mit denen sie am Vereinsbüro befestigt werden soll.

Herr General, erschießen Sie mich!

Ulrich Koschmieder las aus "Heeresbericht“ von Edlef Köppen

Dieser „Heeresbericht“ aus dem Jahre 1930 ist ein vergessenes Buch. Von den Faschisten im „3. Reich“ wurde es erst verboten, dann verbrannt, und jetzt ist es sogar aus den Katalogen des Buchhandels aussortiert. Drei Restexemplare liegen noch auf einem Büchertischchen im Stadtmuseum, neben einer gemütlichen Sofaecke. Ulrich Koschmieder las am 18. November 2018, dem letzten Abend der „Lesestadt Gütersloh“, eine Auswahl beeindruckender Passagen aus dem Werk eines vergessenen Autors, des Journalisten Edlef Köppen (1893-1939). Danach waren auch sie ausverkauft.

„Es ist mein Lieblingsbuch,“ sagt der pensionierte Vorsitzende des Gütersloher Jugendschöffengerichtes und so sieht es auch aus: verblichen, abgegriffen. Aber immer noch nicht ausgelesen. „Ich nehme es gern wieder zur Hand, kann von ihm nicht lassen.“ Köppens „Heeresbericht“ ist ein brutales, mahnendes Werk über das Grauen des Krieges, eine schockierende Begegnung mit dem Leiden der daran beteiligten Soldaten. „Wie haben die Generäle es nur geschafft, die Soldaten in die Schützengräben zu treiben?“ fragt sich Koschmieder. „Köppen hat diese Mechanismen in seinem Buch überzeugend beschrieben, indem er seinen auf Tagebüchern basierenden Aufzeichnungen einzelne Passagen aus Kriegsakten gegenüberstellt.“

„Die Offiziere aller Grade müssen von heute an ihre Untergebenen über die günstigen Bedingungen aufklären, unter denen der nächste Angriff der französischen Streitkräfte vor sich gehen wird,“ befiehlt Feldherr Joffre seinen Generälen im November 1915. „Auf dem Kriegsschauplatz zum Angriff zu schreiten ist für uns eine Notwendigkeit, um die Deutschen aus Frankreich zu verjagen.“ Vom Schützengraben aus bietet sich ein martialisches Bild: die angreifende Kavallerie wird von Maschinengewehren und Kanonen niedergemetzelt. Mann für Mann, Pferd für Pferd. Des Marschalls zynische Weisungen enden in einem Blutbad.

„Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben.“ Köppen beschreibt die Erlebnisse eines Frontsoldaten als dramatische Schlachtgemälde. Regengüsse fluten den Schützengraben, klebriger Lehm umschließt den Körper, das Wasser im Loch steigt bis zum Hals. Vielstündiges Trommelfeuer zermürbt die heldenhaften Krieger. Adolf Reisinger, Alter Ego des Autors, gibt auf. „Herr General, erschießen sie mich bitte!“ wünscht er sich. Stattdessen wird er verhaftet und kommt ins Irrenhaus.

Für Museumsleiter Jungbluth rundet Koschmieders gefühlsbetonte Lesung die am selben Tag zu Ende gegangene Ausstellung „Einsatz in Tsing Tao - Ostwestfälische Soldaten in der deutschen Kolonie“ eindrucksvoll ab. „Die drastischen Beschreibungen Köppens über die Präzisierung des Krieges und die fortschreitende Desillusionierung der Soldaten berührt Leser und Zuhörer gleichermaßen und unmittelbar.“ So sei er sehr froh darüber, dass dieses ganz besondere Buch an diesem Abend, der bekanntlich auch das Ende des ersten Weltkrieges markiert, sein Forum gefunden habe. Der Vorleser schließt: „Aus diesem Krieg ist niemand gesund heimgekehrt.“

Veröffentlicht in der Tageszeitung "Die Glocke" am 22.11.2018

Ulrich Koschmieder

18. August 2018

Zum Tod unseres Ehrenvorsitzenden Otto Walger

Ehrenvorsitzender

Otto Walger

ist nicht mehr. Er verstarb im Alter von 91 Jahren. Wir trauern um einen Heimatfreund und -forscher aus Passion. Fast fünf Jahrzehnte lang war er ein sehr aktives Mitglied und übernahm den Vorsitz des Heimatvereins Gütersloh von 1977 bis 1990. In dieser Zeit hat sich Otto Walger vor allem mit der Umwidmung der Angenete-Häuser in das Stadtmuseum besondere Verdienste erworben. Darüber hinaus genoss Otto Walger in all den Jahren als Publizist, Dozent und Ahnenforscher hohes Ansehen.  

Sein unermüdliches und erfolgreiches Wirken ist durch zahlreiche Ehrungen, darunter die Verleihungen der Verdienstmedaille der Stadt Gütersloh und der Eickhoff-Plakette des Heimatvereins, auch öffentlich anerkannt und gewürdigt worden. 1990 wurde Otto Walger zum Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins ernannt.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Wir behalten Otto Walger als sehr engagierten, kompetenten und verantwortungsbewussten Heimatfreund in dankbarer Erinnerung.

Stadtgeschichte entdecken und erhalten

30 Jahre Stadtmuseum

Stadtgeschichte wird in der baulichen Gestaltung einer Stadt sichtbar. Das beweist ganz besonders unser Stadtmuseum, das in seiner jetzt 30jährigen Geschichte eine echte Marke geworden ist. Seit es im Juni 1988 eröffnete, hat es sich immer wieder neu erfunden und über weite Strecken eine echte Erfolgsgeschichte geschrieben.

Für uns als Träger dieser Einrichtung ist das ein Grund zum Feiern. Keine große Party, sondern, wie es der bescheidenen Mannschaft um den Historiker Dr. Franz Jungbluth angemessen schien, mit einer sachlichen Bestandsaufnahme an einem Sonntagnachmittag. In einer kundigen Gesprächsrunde gingen Dr. Rolf Westheider, langjähriger Leiter unseres Museum und heute Stadtarchivar in Versmold, der städtische Denkmalpfleger Ulrich Paschke und Thomas Spooren, Architekt und Mitglied des vor einem Jahr gegründeten Ortskuratoriums Stiftung Denkmalschutz der Frage nach, wie Stadtgeschichte zu entdecken und zu erhalten ist.

„Geschichte ist kein abgeschlossenes und verstaubtes Unterfangen,“ beginnt Heimatvereinsvorsitzender Giesbert Nunnemann die Gesprächsrunde vor zahlreichen Gästen. Deshalb waren und seien Denkmalpflege und Baukultur wichtige Kernthemen des Heimatvereins. „Unser Bestreben ist, Geschichte zu zeigen, die es so nicht mehr gibt,“ ergänzt Moderator Jungbluth und verweist auf die bedeutende medizingeschichtliche „Sammlung Angenete“ und die originalgetreu aufgebaute Einrichtung der Gütersloher Kupferschmiede Thiro aus dem Jahr 1900. Zuletzt seien ein alter Dielenbalken aus dem Familienstammhaus Walger der Ausstellung hinzugefügt und die Ausstellung Kirchengeschichte um neue Objekte ergänzt worden. An der Aktualisierung weiterer Ausstellungsbereiche werde intensiv gearbeitet.

Zur Zukunft der Stadtgeschichte? Wenn er einen Wunsch frei hätte, fragte sich Westheider selbst und die Experten am Tisch, würde er gern ein „Forum Geschichtskultur“ gründen. Darin gilt es, die Potentiale der Volkshochschule und des Stadtmarketing zu entdecken, zu erschließen und nutzbar zu machen. Westheider hebt beispielhaft die Achse Stadtarchiv – Stadtmuseum hervor. Diese Zusammenarbeit setze Impulse frei, wenn es um die geht, denen Gütersloh seinen Erfolg verdankt: den vielen Menschen, die hier während Jahrzehnten ihre neue Heimat gefunden haben.