
Wir schreiben das Jahr 1873. Ein Jahr, das durch Ereignisse wie die fünfte Weltausstellung in Wien, den Frankfurter Bierkrawall oder die US-Patentierung der Jeans von sich Reden macht. Gütersloh zählt zu diesem Zeitpunkt zirka 4.500 Einwohner. Unter ihnen der Geschichtslehrer Prof. Dr. Albert Muncke. Er ist es, auf dessen Initiative am 20. November 1873 der „Historische Verein“ gegründet wird. Muncke fungiert als erster Vorsitzender.

Sein Mitstreiter ist Friedrich H. Eickhoff, seines Zeichens Lehrer, Organist und Liedbearbeiter. Ziel der Vereinsgründung ist es, wie im Werk von Werner Freitag „Geschichte der Stadt Gütersloh“ nachzulesen, ein Forum für Vorträge zu schaffen, eine Bibliothek anzulegen und eine Sammlung von musealen Exponaten aufzubauen. Als Muncke 1878 stirbt, führt Friedrich Eickhoff den Verein weiter. Eickhoff ist ein Schwiegersohn von Carl Bertelsmann. Aus seiner Feder stammt unter anderem das bekannte Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“.

Sein Sohn Hermann (1853-1934), der ebenfalls Zeit seines Lebens eng mit der Heimatarbeit verbunden ist, tritt in die Fußstapfen des Vaters und übernimmt von 1880 an die Vereinsführung. Als Hermann Eickhoff - Lehrer am ESG - 1883 an die Domschule nach Schleswig wechselt, kommt die Arbeit des Historischen Vereins zum Erliegen. Versuche einer Neugründung in den Folgejahren misslingen. Heimatpflegerische Aktivitäten finden zwar weiter statt, werden aber – wenn auch nur in Teilen – von anderen Vereinen, z. B. dem Verschönerungsverein, übernommen.
Insgesamt gibt es wenig schriftliche Zeugnisse zum Historischen Verein, berichtet Christiane Hottes in ihrer Bestandsaufnahme „125 Jahre Heimatpflege in Gütersloh“. Erst am 19. Juni 1925 kommt es zu einer Neugründung. Gütersloh hat mittlerweile rund 22.000 Einwohner und feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Mit dieser Neugründung findet die Vereinsarbeit nun eine kontinuierliche Fortsetzung.
Bildnachweis: Muncke, F. Eickhoff Stadtarchiv Gütersloh; H. Eickhoff Wikimedia Commons