“Rassismus begegnet uns alltäglich. Es ist an der Zeit, die kolonialen und rassistischen Denkmuster zu überwinden.“
So lautete ein Eintrag im digitalen Gästebuch der Ausstellung, die die Schüler*innen des Projektkurses Geschichte über ein Jahr lang konzipiert und erarbeitet haben und am 25. Mai im Rahmen der Langen Nacht der Kunst in Gütersloh zeigen konnten.
Diese Rückmeldung machte die Schüler*innen besonders glücklich, war doch genau dies das Ziel, die Verwobenheit von rassistischen Welt- und Menschenbildern mit den – zum Teil bewusst, zum Teil unbewusst – weitergeführten kolonialen Traditionen offenzulegen und zu kritisieren. Dabei sollte zudem deutlich gemacht werden, dass dieses Phänomen nicht abstrakt ist, sondern sich auch konkret in Bezügen zu Gütersloh manifestiert.
Die Ausstellung (ab 27.9.2024 im Stadtmuseum Gütersloh)
Mit dem Ziel den „kolonialen Blick“, der ein rassistisches und eurozentrisches Welt- und Menschenbild in sich trägt, offenzulegen, zu kritisieren und seine Tradition zu hinterfragen, setzte sich die Schüler*innengruppe selbst eine große Herausforderung. Insbesondere, da die aktive Kolonialzeit des Deutschen Reiches mit dem Unterzeichnen der Versailler Vertrages bereits 1919 offiziell endete und Gütersloh auf dem ersten Blick wohl nicht zum Zentrum kolonialer Bestrebungen zählen dürfte. Ein Weg, dieses Hindernis zu überwinden, war das Recherchieren von Objekten, die den Alltag der Menschen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts prägten und die den „kolonialen Blick“ zum Teil nur bei genauem Hinschauen in sich trugen.
Hierbei stießen die Schülerinnen und Schüler vor allem unter Mithilfe des Historikers Eckhard Möller, Lasse Stoevesandt und Julia Kuklik vom Stadtarchiv Gütersloh und Franz Jungbluth vom Stadtmuseum Gütersloh auf eine sehr breite Palette von Objekten, die zeitlich im 19. Und 20. Jahrhundert anzusiedeln waren.
Aus der aktiven Kolonialzeit des Deutschen Kaiserreiches, fielen vor allem die Vielzahl an Annoncen in Gütersloher Tageszeitungen auf, die einen Bezug zum Kolonialismus herstellten und gleichzeitig ein Indiz für die große Menge an Einzelwarengeschäften, die Produkte aus den Kolonien bezogen oder sich gleich „Kolonialwarenladen“ nannten, waren. Besuchende der Ausstellung, die im Haus der Kunst des Städt. Gymnasium aufgebaut wurde, mussten sich ihren Weg durch eine „Dusche“ aus Zeitungsannoncen bahnen. Im Anschluss fand eine Kontextualisierung statt und die Annoncen konnten den verschiedenen Geschäften, die auf einer Karte der Innenstadt verortet wurden, zugeordnet werden.
(Bild und Text von Michael Brunnert)