Hagen Kraak und seine Veröffentlichungen
von Martin Wedeking

„Das ist Gütersloh, die Stadt, in der wir leben und arbeiten, in der wir zu Hause sind. Oft nennt man sie die Industrie- und Gartenstadt, aber diese Beinamen genügen wohl nicht. Denn in den Zügen ihres Gesichtes liegen die Runzeln des Alters, deutlich, wie die Anmut der Jugend aus ihnen glänzt.“ Mit diesen Worten leitete Hagen Kraak seinen 1956 erschienenen ersten Bildband über Gütersloh ein, der gleichzeitig der erste Bildband über die Stadt Gütersloh überhaupt war – sieht man einmal von Walter Bartels 1911 erschienenen Text- und Fotoband „Aus einer kleinen Heidestadt“ ab. Dieses Fotobuch stand am Anfang einer Publikations-tätigkeit, die sich in erster Linie um Gütersloh drehte, der aber auch drei bemerkenswerte Bildbände über die maritime Landschaft Schleswig-Holsteins entsprangen. Gleich 1958 fotografierte Kraak für Frido Beckers Bildband „Geliebte Schlei“, etwas später wurden sehr intensive Bilder aus Hagen Kraaks Kamera in Waldemar Hirschs Text- und Bildband „Die Insel 1000“ veröffentlicht, einem Buch „von hoher künstlerischer Aussage“, so der Verleger. Alle drei Werke erschienen bei Flöttmann in Gütersloh. Die Zusammenarbeit mit Frido Becker führte Kraak 1963 mit dem Werk „Daheim auf Inseln und Halligen“ fort. Letztendlich entwickelte sich Hagen Kraak in seinen Publikationen aber zu dem Fotografen Güterslohs. Sein Fotobuch „Gütersloh“ wurde nach acht Jahren in fast vollkommen neuer Zusammenstellung erneut aufgelegt und dokumentierte damit den schnellen Wandel, den die Stadt in den 1950er und 60er Jahren durchmachte. Kraak verstand es dabei, sowohl erhalten gebliebene historische Strukturen liebevoll in Szene zu setzen und die 'romantischen' Ecken der Stadt herauszustellen, als auch moderne Gebäude und modernes städtisches Leben einzufangen. „Als hätte er den lebendigen Wandel für eine hundertstel Sekunde angehalten, ist es dem Autor gelungen, das heutige Antlitz der Stadt im Bild wiederzugeben“, lobte Stadtdirektor Hermann Diestelmeier den Fotografen in seinem Geleitwort. 1968 kam auch eine englische Ausgabe heraus, 1973 eine weitere Neuauflage unter dem Titel „Gütersloh heute“. Dass Hagen Kraak nicht nur meisterhaft mit der Kamera umgehen konnte, sondern mindestens genauso gut mit der Sprache, zeigen seine ausgefeilten Zwischentexte, mit denen er jeden neuen Abschnitt einleitete.


Das Kraak´sche Interesse für Gegenwart und Vergangenheit drückte sich bereits 1968 im zusammen mit Ernst August Lübbermann und Werner Lenz zusammengestellten Bildband „Gütersloh, wie es war“ aus, der ebenfalls drei Auflagen genoss (1969 und 1976). Dieses Buch wagte in einer Zeit, die eher auf Gegenwart und Zukunft fixiert war, erstmals den Blick zurück und zeigte Gütersloh in historischen Fotos. Seine Nachfolge trat 1987 der Bildband „Damals bei uns in Gütersloh“ an. Im 1978 erschienenen Buch „Gütersloh und seine Penne“ erlebt man den Fotografen einmal ausschließlich als Textautor, ebenso wie in zwei kurzen Texten in den Heften 1 und 2 neuer Folge der „Gütersloher Beiträge“.
Im 'Spätwerk' von 1996 und 2001 griff Hagen Kraak auf sein umfangreiches Bildmaterial zurück, das damals in den 1950er Jahren die Gegenwart dokumentieren sollte, inzwischen aber selbst historisches Zeugnis geworden war. Mit „Bewegte Zeiten – die 50er Jahre“ und „Kindheit in Gütersloh“ reflektierte er noch einmal seine publizistischen Anfänge und stellte die selbst gemachten Bilder in einen historischen Zusammenhang. Dies geschah auch 2009 in seiner letzten Fotoausstellung im Stadtmuseum Gütersloh, in der eigene Fotos zusammen mit digitalen Fotos des jüngeren Kollegen Bernd Anderson gezeigt wurden. Diese Bilder sind im Internet publiziert, weiteres Bildmaterial hätte Hagen Kraak gern ebenfalls noch ausgestellt, durch seinen Tod am 12. Dezember 2010 wird er dies leider nicht mehr selbst tun können. In seinen Publikationen, vor allem aber in seinen Bildern wird Hagen Kraak jedenfalls weiterleben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kuratorium entschied einstimmig

Christian-Heyden Preis 2010 geht an Hauer & Kortemeier und den Heimatverein

(v.l.n.r) Das Kuratorium des Christian-Heyden-Preises: Thomas Spooren, Michael Zirbel, Maria Unger, Prof. Christa Reicher, Heiner Kollmeyer Renate Horsmann, Dr. Rolf Westheider, Birgit Melisch, Ullrich Felchner. Foto: Susanne Zimmermann

Gütersloh (gpr) Drei Stunden diskutierte das Kuratorium mit seinen Mitgliedern Bürgermeisterin Maria Unger, Thomas Spooren (bislang Vorsitzender des Gestaltungsbeirats), Birgit Melisch (aktuelle Vorsitzende des Gestaltungsbeirats), dem Planungsausschuss-Vorsitzenden Heiner Kollmeyer, Ullrich Felchner (Förderverein historische Kirchen), Michael Zirbel, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung im Rathaus, Stadtmuseumsleiter Dr. Rolf Westheider und Heimatvereinsvorsitzender Renate Horsmann über insgesamt zehn Nominierungen, die aufgrund von Vorschlägen aus der Bevölkerung in die engere Wahl gekommen waren. Dass man schließlich einstimmig einer Empfehlung des Gestaltungsbeirats folgte, war dabei nicht zwingend.

Die Heimatvereinsvorsitzende, die sich bei der Diskussion um ihre eigene Institution der Stimme enthielt, zeigte sich stolz und freudig überrascht: „Das ist ein Ansporn für die rund 400 Mitglieder und all diejenigen, die sich in der Vorbereitung von Ausstellungen, in Arbeitskreisen oder im Stadtarchiv dafür einsetzen, den Menschen die bauliche Entwicklung unserer Stadt nahezubringen.“

Der Heimatverein war es auch, der vor über zehn Jahren aktive die Gründung eines Gestaltungsbeirats für Gütersloh anregte. Der Kombination mit dem zweiten Preisträger kann Renate Horsmann ebenso wie die Kuratoriums-Vorsitzende Prof. Reicher nicht nur deshalb viel abgewinnen: Beide sehen Bezugspunkte mit anregendem Gesprächspotenzial - auch und gerade unter dem Aspekt Heimat zu schaffen durch bauliche Gestaltung. Und auch hinsichtlich der Leitkritierien des Preises – Qualität, Kontinuität, Wirkung, Bezug zur Stadt, Vorbildfunktion, aber auch die Bedeutung für Identität, Imagebildung oder Verankerung im öffentlichen Bewusstsein – erfüllen beide Preisträger in besonderer Weise die Anforderungen.

So wird mit der Preisvergabe ausdrücklich die umfassende Leistung des Architekturbüros Hauer & Kortemeier in den vergangenen zwei Jahrzehnten gewürdigt. Besonders hervorgehoben hat das Kuratorium darüber hinaus aber auch das innovative Potenzial der Projekte, ebenso wie das Engagement über die reine Bautätigkeit hinaus - wozu unter anderem das Zusammenspiel mit Bauherren oder der Blick für wirtschaftlich verträgliche Umsetzung gehört. Der Umbau einer ehemaligen Nudelfabrik zur „Medienfabrik“, das Wohnquartier an der Bachstraße, die Umnutzung der Druckerei Flöttmann, die Umgestaltung des ehemaligen Bartels-Gebäudes zu Wohneinheiten, aber auch die eher komplizierte Überbauung der Situation am Eingang der Tiefgarage Daltropstraße stehen neben vielen anderen Beispielen für die Bandbreite der Arbeit des Büros Hauer & Kortemeier.

Chronologische Bibliographie

Kraak, Hagen: Gütersloh. Ein Fotobuch. 1. Aufl. Fotos von Hagen Kraak und Udo Rosenkranz. Gütersloh 1956.

Becker, Frido: Geliebte Schlei. Mit vielen Bildern von Hagen Kraak und Udo Rosenkranz.  Gütersloh 1958.

Hirsch, Waldemar: Die Insel 1000. Fotos von Hagen Kraak und Udo Rosenkranz. Gütersloh ohne Jahr [um 1960].

Becker, Frido: Daheim auf Inseln und Halligen. Mit Bildern von Hagen Kraak. 1. Aufl. Flensburg 1963.

Kraak, Hagen: Gütersloh. Ein Fotobuch. 2. Aufl. Gütersloh 1964.

Kraak, Hagen: Gütersloh. English edition. Gütersloh 1968.

Kraak, Hagen; Lübbermann, Ernst August; Lenz, Werner: Gütersloh, wie es war. 1. Aufl. Gütersloh 1968.

Becker, Frido: Daheim auf Inseln und Halligen. Mit Bildern von Hagen Kraak. 2. durchges. u. erw. Aufl. Flensburg 1969.

Kraak, Hagen; Lübbermann, Ernst August; Lenz, Werner: Gütersloh, wie es war. 2. Aufl. Gütersloh 1969.

Kraak, Hagen; Meiser, Gerhard: Gütersloh heute. 3. Aufl. bzw. Neuaufl. Gütersloh 1973.

Becker, Frido: Daheim auf Inseln und Halligen. Mit Bildern von Hagen Kraak und Frido Becker. 3., verb. Aufl. Hamburg 1976.

Kraak, Hagen; Lübbermann, Ernst August; Lenz, Werner: Gütersloh, wie es war. 3. Aufl. Gütersloh 1976.

Kerssen, Ludger; Kraak, Hagen: Gütersloh und seine Penne. Unter Mitarbeit von Robert Bürthel, Jochen Dreier und Hans Hilbk. Gütersloh 1978.

Kraak, Hagen: Gütersloh - wie es war, Gütersloh - heute. Sonderausgabe, 50 Jahre Michaeliswoche Gütersloh. Bildmappe. Sonderausg. Gütersloh 1981.

Kraak, Hagen: Häuser - Gesichter unserer Stadt. In: Gütersloher Beiträge zur Heimat- und Landeskunde Heft 1, Dezember 1981. S. 8–11.

Kraak, Hagen: Gütsel im Lipp’schen. In: Gütersloher Beiträge zur Heimat- und Landeskunde Heft 2, Dezember 1982. S. 22–23.

Kraak, Hagen: Damals bei uns in Gütersloh. Rheda-Wiedenbrück 1987.

Kraak, Hagen; Bentheim-Tecklenburg, Sissi zu: Kreis Gütersloh. Kultur und Landschaft. Gütersloh 1990.

Kraak, Hagen: Gütersloh. Bewegte Zeiten - die 50er Jahre. 1. Aufl. Gudensberg-Gleichen 1996. (Bilder aus Gütersloh, [1]).

Kraak, Hagen: Kindheit in Gütersloh. 1. Aufl. Gudensberg-Gleichen 2001. (Bilder aus Gütersloh, 2).

Kraak, Hagen; Anderson, Bernd: Gütersloh schwarz-weiß. Eine Fotoausstellung vom 1. März – 19. März 2009. Stadtmuseum Gütersloh. Bilder online verfügbar unter www.chroniknet.de/srch_de.0.html, zuletzt geprüft am 14.12.2010.

 

 

 

Christian-Heyden-Preis

Zum Preis

Der Christian-Heyden-Preis wurde gestiftet vom gebürtigen Gütersloher Dr. Dr. Axel Hinrich Murken für Menschen, die sich in besonderer Weise für die Förderung der Baukultur engagiert haben. Er wird seit 2006 alle zwei Jahre vergeben. Bisherige Preisträger waren: Prof. Zvonko Turkali, Frankfurt (Entwurf der Volksbank Zentrale Gütersloh), Wilhelm Ortwin Schwengelbeck (Denkmalschutz), der Gütersloher Architekt Friedhelm Flöttmann und der Förderverein historische Kirchen.